Nicht Schweigen
Reaktion auf das Statement des mjut – Teil I

Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt, dieses Statement zu schreiben. Danke für die Einleitung, wir sehen die Mühe, die Arbeit und die Anstrengungen, die dahinterstehen. Danke für die Perspektive, den Club inklusiver, machtbefreiter und barriereärmer zu gestalten. Wir sehen das, wir danken euch.

Leider sind bei im Statements einige Ungenauigkeiten unterlaufen, die wir hiermit ausräumen wollen. Wir gehen das Statement chronologisch durch und versuchen, diese Fehler zu korrigieren. Bezüglich einiger Zitate müssen wir noch auf die Statements der betroffenen Person(en) warten und würden diese dann in einem zweiten Beitrag veröffentlichen.

Die Person hat eine Probeschicht absolviert, aus der heraus dann keine Zusammenarbeit entstand. Das ist unser gängiges Vorgehen.
Nur so können wir feststellen, ob wir uns eine Zusammenarbeit vorstellen können oder ob es zwischen uns und den Bewerber:innen auf
bestimmten Ebenen nicht passt. Die Gründe, wegen denen wir uns gegen eine solche Zusammenarbeit entschieden haben, hatten nichts mit der Gender Identity der benannten Person zu tun. Wir sind uns bewusst, dass unser Team zum genannten Zeitpunkt nicht divers
genug besetzt war und es immer noch nicht ist. Dem wirken wir entgegen, indem wir versuchen bevorzugt FLINTA*-Personen einzustellen.

Die Person hatte bereits im Oktober 2019 die ersten Schichten übernommen, üblicherweise wurden zwei Probeschichten veranschlagt. Da noch keine Personenstandsänderung erfolgt war und somit kein Gewerbeschein auf den korrekten Namen gemacht werden konnte, wurde überlegt, ob bis zur offiziellen Personenstandsänderung weitere “Probeschichten” bzw. “Kurzarbeitsverträge” eine Option seien. Dem wurde zuerst zugestimmt, dann abgelehnt, dann wurde teilweise auf Kurzzeitarbeitsvertrag gearbeitet und dann war dies angeblich nie geschehen und unmöglich.  Dies wurde sehr undurchsichtig gehandhabt, schlussendlich hat die Person, die faktisch von Oktober 2019 bis Februar 2020 unregelmäßig unterschiedliche Schichten übernahm (darunter die gesamte Silvesterschicht 19/20 aufgrund von Krankeitsausfällen) und bereits selbst anfing, Personen anzuleiten und Probeschichten durchzuführen, keinerlei Bezahlung erhalten. Und natürlich existieren auch keinerlei schriftliche Beweise bezüglich der geleisteten Stunden, die Kurzarbeitsverträge verschwanden jedes Mal nach dem Ausfüllen im Büro, immerhin wurde “auf Vertrauensbasis” gearbeitet. Uns liegen somit ausschließlich die privaten Unterlagen und Terminkalender der betroffenen Person vor, die sich die jeweiligen Schichten selbstverständlich eingetragen hatte.

Jetzt zu behaupten, die Zusammenarbeit wäre nach einer Probeschicht beendet worden, ist etwas, das wir so nicht stehen lassen können.
Die Person ist im Zweifelsfall kurzfristig eingesprungen, hat Doppelschichten übernommen und selbst neben Studium und Nebenjob unbezahlt für das mjut gearbeitet. Die Verläufe und Kalendereinträge liegen uns schriftlich vor, aus Datenschutzgründen würden wir eine Veröffentlichung gerne vermeiden.
Dennoch wissen wir, dass angeblich nicht die Gender Identity der Kündigungsgrund war, sondern die “Einstellung und Arbeitsweise” der betroffenen Person (wörtlich zitiert). Wenn nicht einmal mehrere Monate unbezahlte Arbeit und kurzfristiges Einspringen ausreichend ist, um innerhalb der Clubstruktur als trans Person widerständig existieren zu dürfen, dann scheint es offensichtlich an anderen Gründen zu liegen – der Zusammenhang mit dem “nachdrücklich auf eine korrekte Ansprache bestehen” drängt sich auf.

Wir waren uns einig darüber uns mit den Menschen, die diesen Vorfall erlebt haben, zu solidarisieren, hatten zu dem Zeitpunkt aber nicht genügend Informationen um uns mit gutem Gefühl in der Öffentlichkeit dazu zu äußern. Das Awarenessteam hat sich bereit erklärt einen Text wie auch ein Konzept zur Verbesserung der Infrastruktur, der Arbeitsabläufe wie auch des Wissensstandes im Club durch Schulungen zu erarbeiten. Dies ist jedoch nicht geschehen.

Eine betroffene Person wurde nicht gehört, bis sie aus lauter Verzweiflung weinend das Großplenum verließ. Ihre eigenen Erfahrungen wurden als “unzureichend” dargestellt, um einen öffentlichen Solidarisierungspost zu rechtfertigen. Das Awareness-Team hätte die Erlaubnis gehabt, einen grundsätzlichen Text zu “Awareness in Clubs” zu schreiben, es war uns jedoch verboten worden, uns auf “Monis Rache” zu beziehen und direkte Aussagen diesbezüglich zu tätigen. Der Originalwortlaut war: “Das arme Team von “Monis Rache” sitzt gerade eh auf einem Riesenhaufen Scheiße, da müssen wir ja nicht noch einen draufsetzen.”. Dies ordnen wir als Täter_innensolidarität ein und als üblichen, linken Täter_innenschutz, so lange von “nicht genügend Informationen” zu sprechen, bis es irgendwann so viele Personen trifft, dass die eigene Ignoranz nicht mehr ausreicht, um Situationen zu vertuschen. In Anbetracht der Tatsache, dass wir teilweise nie bezahlt worden sind, ist die unterschwellige Aussage, wir hätten nicht ausreichend “für den Club” geleistet (Schulungen gegeben), gerade im Kontext der daraufhin auf uns einbrechenden Pandemie und des geschlossenen Rücktritts des beinahe gesamten Teams aufgrund der “Kündigung” der oben genannten Person, beinahe ironisch.

Wir wiederholen uns, wir wollen vor allem eine Auseinandersetzung des Clubs mit den eigenen Strukturen. Aber wenn offensichtliche und nachweisbare Unwahrheiten verbreitet werden, dann sorgt dieser Umgang nicht dafür, dass wir das Gefühl haben, ernst genommen zu werden, egal, was in der Einleitung des Statements behauptet wird.

 

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